AUKTIONSHAUS KAUPP Auktion 99 Kunsthandwerk, Antiquitäten und Gemälde
3102 Salonschreibtisch, sogenanntes Bureau Plat im Stil von André-Charles Boulle 4000 € Frankreich um 1890. Eiche, Schildpatt und Ebenholz, furniert, Messing, und Bronze, feuervergoldet. Vier geschweifte Vierkantbeine mit Bronze sabots in Form von Tatzen und Akanthusblättern, wellig ausgeschnittene, dreischübige Zarge mit Blendschüben an der Rückseite, in profiliertem Messingstab gefasstes Deckblatt. Beschläge aus vergoldeter Bronze in Form von Espagnoletten und bärtigenMasken, volutenartig geformte Kartuschen sowie Handhaben und die Ecken der Platte schmückende Satyrmasken. Fein gravierte Messing- und Schildpatteinlagen. Originalschlösser und -beschläge. Altersbedingter, unrest. Zustand. Furnierschäden. Lederschreibeinlage fehlt. H. 84, B. 193, T. 90 cm. Originalschlüssel. André-Charles Boulle (1642 – 1732), der renom- mierteste Ebenist und Kunstschreiner seiner Zeit, übernahm die Technik einer ursprünglich in Italien und den Niederlanden verbreiteten Einlegearbeit, die aus unterschiedlichsten Materialien wie Messing, Schildpatt und Elfenbein bestand, und führte sie zur höchsten Vollendung. Die Wesenszüge seines Stils, wie die symmetrisch monumentale Anordnung architektonischer Elemente, und vor allem die fein gearbeiteten Beschläge aus ziselierter Bronze begründeten seinen enormen Erfolg, der in der Ernennung zum Ebenisten des französischen Königs Ludwig XIV. gipfelte. Die Arbeit am Hof des Sonnen- königs erlaubte ihm künstlerische Freiräume und bot ihm technische Möglichkeiten, die ihm außerhalb, in der von strengen Zunftordnungen reglementierten Welt des Handwerks, verwehrt blieben. Bis heute sind Möbel in «Boulle-Technik» in aller Welt als Inbegriff raffinierter Lebensart und mondäner Eleganz berühmt. Provenienz Privatbesitz Rechtsanwalt und Notar Dr. Herbert Geisler, Dresden und Stuttgart; durch Schenkung 1973 übergegangen in den Besitz von Diane Oehmichen, Prinzessin von Bourbon-Parma, und deren Sohn Alexander Oehmichen, Bad Krozingen; 2020 durch Erbfolge vollständig übergegangen an Alexander Oehmichen. CITES 5396/101394
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