AUKTIONSHAUS KAUPP Auktion 103 Juwelen, Münzen und Uhren
1093 Cartier Brosche «Tutti Frutti» mit Saphiren, Rubinen, Smaragden und Diamanten 29.500 € London nach 1924. GG 18 Kt. (geprüft) und Platin (geprüft). Schauseite besetzt mit einem als Biene geschnittenen Saphir von ca. 5,10 ct, entouriert von sechs Rubinkugeln in Form einer Blüte von zus. ca. 6 ct, zwei Smaragdkugeln von zus. ca. 0,20 ct und einer Saphirkugel von ca. 0,15 ct sowie begleitet von einem als Blatt geschnittenen Smaragd von ca. 1,50 ct. Das Zentrum der Blüte, der Blütenstängel und die Edelsteinkugeln jeweils besetzt mit 26 Diamanten imOld-European-Cut von zus. ca. 0,70 ct V.V.S.-V.S., Weiß. Als Abschluss drei Diamantbaguetten von zus. ca. 0,15 ct V.V.S., Weiß. Gravierte Herstellermarke und zweifach bez. «1909/E/D/-». H. 2,2, B. 3,0 cm. 9,3 gr. Originalschatulle. «Tutti Frutti» – ein nobler Ausdruck für Obst- salat – steht für die farbenfrohen Farbsteinkreationen, die Cartier von 1924 bis Ende der 30er Jahre in unter- schiedlichen Variationen schuf. Inspirieren ließ sich der 1889 in Paris gegründete Juwelier von gravierten Edelsteinen, die er in den 1920er Jahren in Indien kennen gelernt hatte. Man kann geradezu von einem Kulturaustausch sprechen, denn während Cartier für zahlreiche indische Maharadschas prächtige Edelsteingeschmeide im angesagten Art Déco-Stil neu fasste, importierte es zugleich aus Indien die Kunst der Steingravur in Verbindung mit Formen des Mogulstils. Auf Ketten, Armbändern, Broschen, Ohrringen, aber auch Dekorationsobjekten wurden plastisch geschnittene Steine nun in floralen Kompositionen verwendet. Welchen Erfolg der «Tutti Frutti»-Stil in den Roaring Twenties bereits hatte, zeigen Aufträge der anspruchsvollsten Schmucksammlerinnen und Mode- ikonen wie Mrs Cole Porter, Daisy Fellowes oder Mrs W.K. Vanderbilt. Während sich der Ausdruck «Tutti Frutti» erst in den 1970er Jahren etablierte, wurden die Arbeiten, die klassischerweise aus einer Auswahl von Rubinen, Saphiren und Smaragden bestehen, ursprünglich schlicht als «pierres de couleur» (Farb- steine) bzw. «multigem» (mit mehreren Edelsteinen) bezeichnet. Cartier, das neben der Pariser Zentrale in der Rue de la Paix, seit 1902 auch in London und 1909 in New York bereits Filialen eröffnet hatte, die eigenständige Kreationen im Rahmen der Schmucklinien des Hauses fertigten, gelang es durch eine Ausgewogenheit der Farbkombinationen verbunden mit einem Hauch Exotismus einen einzigartigen, bis heute unver- kennbaren Cartier-Stil zu prägen. Wir danken dem Cartier Client Relations Centre, für die freundlichen Hinweise via E-Mail, anhand von Photos, 12.09.2022. Literatur Judy Rudoe, Cartier 1900 – 1939, London 1997, S. 226f. (vgl.); Cartier, Innovation through the 20th century, Ausstellungs- katalog Kreml 25.05. – 25.08.2007, Paris 2007, S. 166f. (vgl.). 28699/102976
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