AUKTIONSHAUS KAUPP Auction 105 Decorative Art, Antiques and Paintings

Malerei 151 3163 nach Francesco Mazzola gen. Parmigianino 700 € Wohl Deutsch oder Niederlande 17./18. Jh. «Bogenschnitzender Amor». Tempera auf Leinwand. Unsign. Verso auf demKeilrahmen Reste eines alten Etiketts schlecht leserlich bez. «Correggio» und «Stich v. Bartolozzi» sowie typographisch «120» num. H. 87, B. 60 cm (Bildträger). Gerahmt. Das Gemälde geht zurück auf das gleichnamige Werk Parmigianinos (1503 – 1540) im Kunsthistorischen MuseumWien, mit der Inventarnr. Gemäldegalerie 275. Parmigianinos manieristische Bildfindung des bogenschnitzenden Amors, der sich wie zufällig dem Betrachter über die linke Schulter zuwendet und zu dessen Füßen zwei miteinander ringende Eroten den Streit zwischen Verlangen und Sehnsucht beziehungsweise zwischen himmlischer und irdischer Liebe symbolisieren, hat sich mit großem Erfolg in zahlreichen Kupferstichen unterschiedlicher Stecher über ganz Europa ausgebreitet. Daher sind bis heute diverse Kopien und Nachempfindungen von Künstlern unterschiedlichster Kulturlandschaften erhalten. Wie genialisch Parmigianinos Komposition ist, zeigt sich auch darin, dass der barocke Großmeister Peter Paul Rubens (1577 – 1640) sie ebenfalls in seinem Gemälde «Amor schnitzt den Bogen» in der Alten Pinakothek München, Inventarnr. 1304, variiert. Die rückseitige Beschriftung mit «Correggio» erklärt sich aus der Tatsache, dass Rudolf II. das Original zusammen mit dem berühmten Gemälde der «Entführung des Ganymed» (Kunsthistorisches MuseumWien, Inventarnr. Gemäldegalerie 276) von Correggio erworben hatte und beide Gemälde bei der späteren Ausstellung im Belvedere fälschlicherweise als Werke von Correggio bezeichnet wurden. Ein Fehler, inzwischen schon längst korrigiert, der sich bei nachahmenden Kupfer- stichen, wie dem des Francesco Bartolozzi (1728 – 1815), weiterzieht und der den damaligen Kenntnisstand des Schreibenden des Verso-Etiketts widerspiegelt. Die vorliegende Variation ist vermutlich einem deutschen oder niederländischen Meister zuzuschreiben, der den Bildinhalt trefflich wiedergibt, welcher bis heute nichts an seiner erotischen Spannung eingebüßt hat. 8847/102748

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