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2036
Herbstauktion 29.11.–01.12.2007
Spitzweg, Carl
1808 München - 1885 ebd.
Öl/Holz, parkettiert. «Der Briefträger (Der Postbote)». Straßenszene mit einem Postboten in blauer Uniform, einen Brief zum Entziffern der Anschrift vor die Augen haltend. In den Hauseingängen und Fenstern Mädchen und Frauen, ihre Köpfe hervorstreckend, und auch zwei Passantinnen ihn neugierig betrachtend. U.l. S im Rhombus. Min. Randretuschen. H. 26,5, B. 20,5 cm. Schöner Prunkrahmen (min. best.).
Zu diesem Werk liegt eine Dokumentation des Spitzweg-Experten Prof. Dr. Siegfried Wichmann vor, dessen bisher unbekannte genealogische Forschung die Bedeutung des Gemäldes hervorhebt.
«Bei dem Gemälde handelt es sich um ein bedeutendes Spätwerk, um 1872 entstanden. Der Postbote ist ein Invalide aus dem 70er-Krieg, an dem Carl Spitzweg außerordentlich interessiert, von der Ferne Anteil genommen hatte.
Der Briefträger trägt die Postuniform in hellblauer Färbung, mit langen Schößen und aufgesetzten repräsentativen Knöpfen. Dazu die blaue Schirmmütze, um die linke Schulter trägt er den Riemen der Posttasche, in der die wichtigen Briefe untergebracht sind. Unter der linken Achsel die Krücke, die ihn stützt, während er das Gewicht auf das linke Bein verlegt. Der Briefträger hatte auch wichtige kleinere Pakete zu überbringen. Ein solches hat er um die linke Schulter gehängt, und es ist in Höhe der Schöße der Jacke zu erkennen.
Spitzweg wählt in diesem Bild eine enge Gasse in Rothenburg ob der Tauber, dafür hat er mehrere Zeichnungen angefertigt. Die Häuser mit ihren hohen Giebeln, den Kaminen stehen sich unmittelbar gegenüber, und in der Ferne ist ein Kirchturm sichtbar. Spitzweg hat von vielen Requisiten, die er in den alten Städten Frankens und Bayerns gesehen hatte, Detailzeichnungen angefertigt, wie hier in diesem Bild rechts der Brunnen. Die Erker links und rechts von der Gasse, die Aushängeschilder der verschiedenen Berufsgruppen, die geöffneten Fenster mit den herausschauenden, interessierten Bewohnern zeigen die lebendige, intakte Welt der Bürger in diesem Zeitraum.
Wichtig ist die Detailausführung und vor allen Dingen die Beleuchtung, die hier im Einzelnen besprochen werden. (...)
Die Vergrößerung des Ausschnitts des Bildes ‹Der Postbote› oder ‹Briefträger› vermittelt hier deutlich, welche Funktion die Figur erhält. Der Briefträger steht im hellen Licht des Sonnenstrahls, der auch auf die rechte Wand und den Erker geworfen wird. Aus dem Erker schaut eine Frau mit plissierter Haube hervor.
Der Briefträger war, laut der amtlichen Bestimmung, ein so genannter Unterbeamter der Postverwaltung, welcher dazu bestellt wurde, die bei den Postanstalten ankommenden Postsendungen den Empfängern in ihre Wohnung zu überbringen. Noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein pflegte man dem Briefträger die Gebühren für die Abtragung von Postsendungen (Bestellgeld) als Bezahlung für seine Leistungen zu überlassen. Mit der fortschreitenden Zunahme des Postverkehrs wurde dieser Brauch, wo er noch bestand, überall beseitigt. Schon am Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Briefträger gegen feste Bezahlung angestellt und es wurden die aufkommenden Bestellgelder mit der Postkasse verrechnet. Von der deutschen Postverwaltung wurden die Briefträgerstellen zu zwei Dritteln durch zivilversorgungsberechtigte Militärpersonen besetzt.
Im Mittelpunkt steht jedoch immer der Beamtendienst der Postverwaltung. Er wurde entweder als Posteleve mit der Aussicht auf späteres Einrücken in die höhere Postbeamtenlaufbahn oder als Postgehilfe für den Dienst der kleineren Postämter ausgewählt. Posteleven hatten vor ihrer Annahme als Abiturienten Prüfung an einem Gymnasium oder einer Realschule erster Ordnung zu bestehen. Ein Hinweis, welche Bedeutung nunmehr dem Briefträger innerhalb der damaligen Gesellschaft zukam. Es wurden nur Bewerber im Alter bis zu 25 Jahren angenommen, welche volle körperliche Rüstigkeit, namentlich gesundes Seh- und Gehörvermögen besaßen. Dass man eine Ausnahme um 1872/73 einführte, hing mit den zahlreichen Invaliden des 70er-Krieges zusammen. Die Posteleven wurden nach dreijähriger Ausbildungszeit zur ersten technischen Prüfung, der so genannten Sekretärsprüfung, zugelassen und nach deren Ablegung zum Postpraktikanten ernannt.
Es ist daher auch für die jungen Mädchen, die aus den vielen Erkern hervorschauen, immer ein Regelwerk gewesen, eine eventuelle enge Beziehung zum Posteleven aufzubauen. Das hing damit zusammen, dass er in seiner Auswahl und seiner Begabung hervorgehoben wurde. (...)
Die künstlerische Gestaltung und die Konzeption des Bildes zeigt die Bedeutung Carl Spitzwegs als Maler, der es ein Leben lang verstanden hat, die Lebensformen, aber auch die historischen Erinnerungen miteinander zu verbinden. Das hier vorliegende Bild zeigt deutlich, wie die Bewohner am morgendlichen Besuch des Postboten teilnehmen. Von der Malqualität, auch vor allen Dingen von dem Schattendunkel und dem hellsten Licht, eine hervorragende Detailgestaltung, die Carl Spitzweg nur bis in die Mitte der 70er Jahre durchführen konnte. (...)
Der Ausschnitt auf der rechten Seite zeigt uns den Erker in der Gasse mit der herausblickenden Frau, mit einer Rüschenkopfbedeckung, rechts auf dem Balkon Töpfe mit blühenden Blumen. Wir erkennen sehr deutlich die malerische Handschrift von Carl Spitzweg, wie er die Sandsteinfassade neben dem Erker in der horizontalen Strichführung bedeutsam hervorhebt, wie er anschließend die Häuserwände mit den Fenstern und schließlich die Ferne andeutet, wie er im äußersten Vordergrund auch die stoffliche Struktur des Gesteins hervorhebt, alles bedeutsame und künstlerische Begabungen, die Carl Spitzweg in seinen Stadtlandschaften hervorhebt.
Die hier wiedergegebene Darstellung des Briefträgers vermittelt deutlich, wie der Mann in seiner blauen Uniform ans Werk ging. Er hat den rechten Arm erhoben und zeigt dem jungen Mädchen im oberen Bereich der Fenster den abzuliefernden Brief. Weiterhin hat er links ein rundes Geschenkpaket mit einer Torte, ein Auftrag, der mit Sicherheit bedeutsam war, denn er musste ja dieses Geschenk an den Adressaten bringen und durfte vor allen Dingen nicht dieses runde, verpackte Geschenk beschädigen. Wir sehen deshalb, wie er mit der linken Hand dieses Paket abstützt, damit es nicht durch die Krücke Schaden erleidet.
Der Postler, wie er auch genannt wurde, hatte auch eine historische Bedeutung. Es war eine Person, auf die man sich verlassen konnte, es waren zunächst jene Stadtschreiber, die Briefe abfassten. Noch vor der Reformation war das Schreiben eine Kunst, die verhältnismäßig nur Wenige ausübten; noch zu Luthers Zeit rechnete man auf 200 Leute erst einen, der seinen Namen zu schreiben imstande war. Im Mittelalter gab es daher öffentliche Briefschreiber, d.h. Leute, welche ein Gewerbe daraus machten, den des Schreibens unkundigen Leuten, welche anderen briefliche Mitteilungen zu machen hatten, solche abzufassen. In manchen Ländern waren sie eidlich verpflichtet, die ihnen anvertrauten Geheimnisse nicht zum Schaden ihrer Klienten zu missbrauchen. Dadurch hatte der Briefträger auch noch im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts eine hohe Bedeutung. Jedoch in Deutschland starb das Gewerbe allmählich aus, als der Volksunterricht allgemeiner wurde, ebenso in Frankreich, England, Dänemark und Schweden (...).
Alle diejenigen Bürger in den Städten und Dörfern, die des Briefschreibens nicht mächtig waren, schenkten ihr Vertrauen vor allen Dingen dem Pfarrer und dem Schullehrer, die hilfreich wurden und dadurch auch zum Postler ein enges Verhältnis hatten. Der Postler, der behilflich beim Briefeschreiben war, stand einem Gewerbe nahe, das vor allen Dingen mit den Bitt-, Vorstellungs- und Mahnschreiben in enger Beziehung stand, und diese Entwürfe wurden dann auch vom Postler hin und wieder abgeschrieben, sodass eine Vervielfältigung entstand. Dadurch erhielt die Figur des Briefträgers oder Postlers eine gewichtige Stellung innerhalb der ländlichen Gesellschaft des späten 19. Jahrhunderts.»
Das Gemälde wird in das in Vorbereitung befindliche Werk «Die neu aufgefundenen Spitzweggemälde», Ergänzung zum Werkverzeichnis, durch Prof. Dr. Siegfried Wichmann aufgenommen.

 

Zuschlag: 225000,- EUR
(Limit: 260000,- EUR)