Rückschau |
Alle Auktionen | ||
Rekorde aller Auktionen | ||
Übersicht aller Künstler |
3089
Paar Malachitvasen im Stil des französischen Frühklassizismus
Wohl Frankreich oder Russland Mitte
H. 42,5,
Widderköpfe, Pinienzapfen, florale Girlanden und Schleifen gehören zum heiter-verspielten, auf antiken Vorbildern basierenden Ornamentvokabular des französischen Klassizismus am Vorabend der Revolution, wie man es in raffinierten, für die Königin Marie-Antoinette (1755 - 1793) realisierten Raumkunstwerken antrifft, zum Beispiel an den Wänden des türkischen Boudoirs im Schloss von Fontainebleau oder in der Molkerei der Königin im Garten von Rambouillet. Unter dem Einfluss des nostalgischen Personenkultes um die berüchtigte Unglückskönigin, den die auf Eleganz bedachte Kaiserin der Franzosen Eugénie (1826 - 1920) ab 1852 zelebrierte, wurde der Stil Louis XVI in ganz Europa zu neuem Leben erweckt. Zur gleichen Zeit wird im Ural in der Nähe von Jekaterinburg der leuchtend grün gemaserte Malachit in großen Mengen abgebaut und fand exzessive Verwendung in den Repräsentationsräumen des Zarenhofes, wie dem Malachitzimmer des Winterpalasts, oder als verschwenderische Säulenverkleidung der Sankt Petersburger Isaakskathedrale. In Form von Vasen, Schalen oder Kaminverkleidungen wurde Malachit vom Zarenhaus als diplomatisches Geschenk an alle Höfe Europas gesandt, wovon beispielsweise die Malachitzimmer im Orangerieschloss in Potsdam oder im Grand Trianon in Versailles zeugen. In diesem synergetischen Spannungsfeld zwischen russischer Malachitmanie und Wiederaufleben der französischen Königsstile während des Second Empire ist dieses imposante Vasenpaar einzuordnen.
Zustandsbericht