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3080
Renn, Ludwig
1889 - 1979.
German pacifist writer. Typo script, titled «Wenn ich mein Vater wäre…» to top by different hand and dated 4.1.1931. Signed «Ludwig Renn» in own hand at end. Two single sheets 4°. Name cut (for facsimile) and later re-mounted. Slightly stained.
1889 - 1979.
Deutscher pazifistischer Schriftsteller. Typoskript (Druckvorlage), am Kopf von fremder Hand mit Bleistift betitelt «Wenn ich mein Vater wäre…» und dat. 4.1.1931. Am Schluss eigenh. sign. «Ludwig Renn». Zwei Einzelblätter 4°, jeweils die Vorderseite beschrieben. Der Name ausgeschnitten (zur Faksimilierung) und später wieder einmontiert. Leicht fleckig.
Druckvorlage für einen Zeitschriftenaufsatz, er beginnt:
«Wenn ich mein Vater wäre und mich so ansähe, lang, dünn. Schon ein bisschen kahl, säuft nicht, eigentlich ganz gut geraten. Aber wenn er das ist, darf man die Tür nicht aufmachen, wenn's klingelt, dass ihn nur nicht einer der Verwandten oder Bekannten sieht. Eigentlich würde ich ihn doch ganz gern jemand zeigen! Ich würde sagen: ,er hat zwei gute Bücher geschrieben'. Ich würde auch so gelegentlich einflechten: ,Die Sachen sind in alle Kultursprachen übersetzt. Der deutsche Gesandte in Dänemark hatte ihn sogar eingeladen.' Nein, das geht nicht…»
Renn hatte 1929 seinen ersten Roman «Krieg» veröffentlicht, 1930 folgte der zweite «Nachkrieg», die ihn berühmt machten. Renn nahm damals den Namen seines Romanhelden als Pseudonym an.
Der Aufsatz endet: «…Aha, jetzt fällt mir ein, was ich ihm sage! ,Sieh dir die Nazis an - ich bin ja nicht für sie. - Aber die sind doch auch radikal, und doch haben sie sich ihr nationales Gefühl bewahrt!' Aber da könnte er sagen: ,Ja, in Worten sind sie radikal. Aber die Youngzahlungen einstellen, Kapitalisten enteignen, keine Rede!'. Nu, was soll ich ihm denn nur sagen? Ich weiss genau er hat Unrecht! Das kapitalistische System ist noch lange nicht abgewirtschaftet, und die Arbeitslosigkeit und die Krise kommen sonst woher! Nein, das kann wohl nicht ganz stimmen. Ich weiss nicht mehr, was ich mir selbst sagen soll! Das stimmt alles nicht mehr, - aber ich weiss genau, in meiner Jugend stimmte es noch. Ich möchte lieber nicht mein Vater sein».
1936 kämpfte Renn in Spanien mit den Republikanern, später ging er nach Mexiko ins Exil und nach dem Krieg in die DDR.